Ein gelungenes, erlebnisreiches und spannendes Nurmi-Wochenende liegt hinter uns. Lassen wir es für unsere Leser nochmals Revue passieren.
Freitag, den 4. Oktober 2019
Punkt 16:00 Uhr trafen sich die Richter Freiherr Jörg von Imhoff und Gerhard Düsterfeld mit den Projekt Nurmi Vorstandsmitgliedern Michael Sauter und Eduard Pfister im Bistro der grosszügigen Anlage „Hagenmühle“ in Mertingen. Thema war die „Unité de Doctrine“ im Richten von Vielseitigkeitspferden verschiedener Rassen und Altersgruppen. Intensive Diskussionen um Themen wie „blutgeprägte Pferde“, „Vielseitigkeitspferde versus Spezialisten in Dressur und Springen“, „wie stark wird das Alter berücksichtigt“ etc. führten schlussendlich zu einer Sicht, die über die drei Tage der Feldprüfung bei der Benotung beibehalten wurde und dem besonderen Charakter der Nurmi Prüfung gerecht wurde.
Um 17:00 Uhr versammelten sich die Reiterinnen und Reiter im Bistro und wurden in die Besonderheiten der Prüfung eingewiesen. Zahlreiche Fragen wurden beantwortet, so dass jeder Teilnehmende guten Mutes die erste Teilprüfung in Angriff nehmen konnte.
Das Freispringen in der Halle erfolgte im Couloir mit Taktstange, gut markiertem Einsprung, Steilsprung und Oxer mit jeweils einem Galoppsprung dazwischen. Bevor es mit Springen los ging wurden die Pferde an der Hand vorgeführt – eine Jury beurteilte das „best herausgebrachte Pferd“. Dieses wurde mit einem Sonderpreis von 100 Euro ausgezeichnet. Es war die Stute ENJOY der Familie Hertler aus Filderstadt. Das Freispringen selbst erfolgte in ruhiger Atmosphäre und war äusserst spannend: Wie verhält sich ein Millenium Sohn im Vergleich mit einer Escudo I Tochter? Wie schlägt sich die reine Vollblut Stute? etc. etc.
Sie erraten es. Ja, die Escudo I Tochter ENJOY (vorgestellt von Vera Hertler) setzte sich an die Spitze mit der Note 8.13, gefolgt von dem erst 3-jährigen Icare d’Olympe Sohn ICARE DE COMTESS (vorgestellt von Marion Dopfer)mit 8.00.
Samstag, den 5. Oktober 2019: Geländetag –Pièce de Résistance!
Kurz nach 9:00 Uhr startete die erste Teilnehmerin, nachdem vorgängig noch eine geführte Geländebesichtigung stattfand. Die folgenden Phasen mussten ohne Zwischenhalt mit fliegendem Start absolviert werden:
- Parcours mit fallenden Hindernissen (5 Sprünge, 300 Meter, Tempo frei).
Am besten zu gefallen wusste mit 7.75 Punkten CENTERENTOLA H (v. Christdorn aus einer Mutter v. Sir Shostakovich xx) vorgestellt von Marion Dopfer. - Geländeparcours (7 Sprünge, Wasserpassage, 2500 Meter, Temo 400m/min 3-j; 420m/min 4-j; 450m/min ältere).
Die beste Vorstellung, mit viel Herz, lieferte die Vollblutstute ELLA ELLA xx (v. Nicaron xx aus einer Mutter v. Roi Danzig xx) mit Kerstin Henkelmann im Sattel. Alle Pferde zeigten viel Einsatz und wurden von den Reiterinnen und Reiter subtil und in einwandfreiem Stil geritten. Richter und Zuschauer waren gleichermassen begeistert davon was die teilweise noch jungen Talente boten. - Trabstrecke (1000 Meter, Tritte verlängern rund 40 Meter).
Die Trabstrecke gönnte den Pferden eine verdienste Entspannungsphase. Schön zu sehen wie die Pferde sich nach dem langen Galopp im Trab mit zunehmender Distanz steigerten und wieder vermehrt auf die Hinterhand kamen.
Die höchste Note für die Grundgangart Trab erhielt DUJARDIN (v. Millenium aus einer Mutter von Handryk) mit der Note 7.75, vorgestellt von Marlena Auer. - Schrittstrecke (200 Meter) anschliessend Galopp (700 Meter, Tempo frei).
Die Grundgangart Schritt wurde benotet. Danach wärmten sich die Pferde nochmal auf für die letzte Pase.
Die beste Schrittnote holte sich ENJOY (v. Escudo I aus einer Mutter v. Don Pedro) mit 7.50, vorgestellt von Vera Hertler. - Renngalopp (500 Meter).
Im abschliessenden Renngalopp ging es darum, zu zeigen wie engagiert sich das Pferd nach über 4000 Metern noch präsentierte. Es war für alle eine helle Freude zu sehen, dass da noch viel Energie übrig war und viele Pferde und Reiter genossen es, einmal ohne „Bremse“ auf bestem Geläuf vorwärts zu galoppieren.
Mit unglaublichem Vorwärtsdrang und guter Galoppade erreichte HERAPHINA (v. Linne aus einer Mutter v. Prèt à Porter) mit Victoria Gumpinger das Ziel, Note 9.50. Knapp dahinter folgte ELLA ELLA xx (v. Nicaron xx aus einer Mutter v. Roi Danzig xx) mit Kerstin Henkelmann als Jockey. - Konstitution.
Ein guter Trainingszustand zeigt sich darin wie sich Atem- und Pulswerte nach der Anstrengung wieder dem Ruhepuls annähern. Am frühen Morgen vor dem Beginn des sportlichen Teils wurden von Dr. med.vet. Wolfram Gaub die Ruhewerte genommen und mit denen nach dem Zieleinlauf des Renngalopps während 20 Minuten verglichen. In dem Sinne lohnte es sich also nicht, das Pferd zu stark auszureiten, da so die Regenerationszeit länger wurde und damit eine schlechtere Teilnote resultierte.
Absoluter König der Kondition wurde der erst dreijährige IRISH CARE (v. Icare d’Olympe AA aus einer Mutter v. Touchdown) trainiert und geritten von Marion Dopfer.
Am Schluss waren alle Teilnehmenden zu Recht stolz auf ihre Schützlinge und die hervorragenden Tagesleistungen – da konnte auch der Regen nichts anhaben.
Sonntag, den 6. Oktober 2019: Betätigung
Am Sonntagmorgen präsentierten sich alle Pferde noch einmal auf dem Gelände. Es war Sophie Grieger, die als Fremdreiterin fungierte und alle Pferde während rund 15 Minuten in einem Dressur- und einem Springteil hinsichtlich Leistungsbereitschaft, Springanlage und Rittigkeit überprüfte. Interessant war zu sehen wie gut sich die Pferde unter der ungewohnten Reiterin präsentierten.
Die beste Rittigkeitsnote von 9.00 erreichte die Trakehnerstute HERAPHINA (v. Linne aus einer Mutter v. Prèt à Porter) mit Victoria Gumpinger im Sattel.
Die besten Gesamtnoten , belohnt mit je 200 Euro, erreichten:
- Bester Dreijährige: IRISH CARE (v. Icare d’Olympe AA aus einer Mutter v. Touchdown) unter Marion Dopfer mit Note 7.49
- Bester Vierjähriger: DUJARDIN (v. Millenium aus einer Mutter von Handryk) unter Marlena Auer mit Note 7.29
- Bestes älteres Pferd: HERAPHINA (v. Linne aus einer Mutter v. Prèt à Porter) unter Victoria Gumpinger mit Note 8.21.
Der Stilpreis, dotiert mit 100 Euro, ging an Victoria Gumpinger mit ihrer HERAPHINA..
Zum Schluss waren sich Teilnehmende, Richter und Zuschauer einig:
- es waren tolle, unvergessliche Tage
- es gibt keine andere Prüfung in Deutschland die so viel über ein Vielseitigkeitspferd aussagt wie die Nurmi Prüfung
- wir kommen wieder!
Teilnehmerstimmen
Eine tolle, bis ins Detail durchorganisierte Veranstaltung die wir nur weiterempfehlen können. Wo sonst bekommt man gleich eine ganze Mappe voller Pläne für die Geländestrecke samt aller einzelnen Phasen in Wort und Bild.
Trotz stundenlangem Regen am Samstag war das Gelände hervorragend bereitbar, selbst im Renngalopp gab es keine Rutscher!
Klasse, dass Sophie Grieger, Topausbilderin von VS-Pferden, als Fremdreiterin verpflichtet wurde. Von ihr lässt man gerne sein Pferd reiten und beurteilen, weil sie einfach dementsprechend Ahnung hat.
Fazit: Unsere Trakehnerstute Heraphina, doppelveranlagt gezogen, hatte in dieser Prüfung (endlich) die Möglichkeit, ihre wahren Stärken zur Geltung zu bringen: Leistungsbereitschaft, Galopp, Härte, Biss.
Und nochmal danke für die genialen Bilder.
Margit Gumpinger, Züchterin & Besitzerin